Vereins-chronik


Im Jahre 1824 trafen sich in der damals noch sehr kleinen Ortschaft “Inzigkofen” einige Ledige Männer um an der Fasnacht unter dem Vereinsnamen “Ledigen Gesellschaft Inzigkofen” aktiv zu werden.

Ein passendes Treiben war gleich gefunden, da “Geruelle Derbheiten” und “unappetitliche Unflätereien” besonders durch die Fasnachtsspiele des 15.Jahrhunderts in der Geschichte bekannt sind. Also kam es, dass auch in Inzigkofen Fasnachtstheater gespielt wurde.

Das Bräuteln hat sich in Oberschwaben nach der Hungersnot und Armut verbreitet, die sich an den 30jährigen Krieg (1618-1648) und die letzte grosse Pestepidemie anschlossen.
Heute ist es Brauchtum, daß der Bräutling von seinem “Wohlhaben” nach einer Hochzeit an die Bevölkerung “Würstle” und “Brezeln” verteilt, früher war es für die Bevölkerung sicher mehr als nur ein kleiner Happen für zwischendurch.
Wie an der Fasnet alles auf den Kopf gestellt wird, so wird auch die Kirche an der Fasnacht verdreht. Aus diesem Grund wird der Bräutling feierlich getauft: Aber nicht am Haupt sondern an den Füßen. Diese Taufe, nennen wir das Bräuteln, das alljährlich am Rosenmontagmorgen in Inzigkofen stattfindet.
Als Hohenzollern im Jahre 1850 an an Preußen überging, wurden auch die Inzigkofer Burschen in den preußischen Militärdienst eingezogen. Deshalb ist auch die Knüppelmusik (Trommel und Pfeife) zusammen mit den preußischen Märschen ein fester Bestandteil der Bräutlingsgesellen (Ledigen) geworden.

Heute zeigen wir immer noch durch preußische Märsche, insbesondere “Preußens Gloria” was auf der Pfeife am Stück gespielt, immer noch den preußischen Drill erahnen läßt, unsere Zugehörigkeit an eine noch nicht vergessene Epoche an.
Liebe Besucher nach dem kleinen Ausflug in die Zeit der Gründung der Ledigen Gesellschaft Inzigkofen, möchte ich noch von einigen Geschehnissen in diesem Jahrhundert berichten.
Da während des zweiten Weltkrieges die Aktionen der Ledigen Gesellschaft niedergelegt wurde (da die damalige Regierung es verboten hatte) möchte ich hier einen Originalauzug aus der Chronik von 1946 Wortgetreu nieder- schreiben.

Chronik der Ledigen-Gesellschaft Inzigkofen von 1946

 

Nach Beendigung des zweiten Weltkrieges regte sich unter einigen Ledigen des Dorfes der Wunsch, die alte, traditionelle ehemals vor und selbst während des Krieges noch bestandene “Ledigen Gesellschaft Inzigkofen” wieder zu gründen, da dieselbe beim Einmarsch fremder Truppen durch die damalige französische Militärregierung aufgelöst und zeitweilig verboten war.

Diesem Bestreben standen jedoch insofern große Schwierigkeiten entgegen, als die vorgenannte Behörde eine Vereinsgründung dermaßen mit Schwierigkeiten verband, daß darauf gerne verzichtet wurde, ferner noch viele ehemalige Mitglieder in Kriegsgefangenschaft weilten, ja von ihnen zum Teil noch nicht einmal ein Lebenszeichen in die Heimat gedrungen war.
Um jedoch den inneren Zusammenhalt und die Kameradschaft unter den Ledigen des Dorfes aufrecht zu erhalten, lud im Frühjahr 1946 der ehemalige Vorstand der Gesellschaft “Stefan Henselmann” alle Ledigen zu einer Zusammenkunft im Gasthaus zum Rößle ein.
In dieser Versammlung wurde nachdem der gefallenen Kammeraden in einer stillen Gedenkminute in Ehrfurcht gedacht worden war, von ihm die Führung der Ledigen des Dorfes in die Hände des Ledigen Eduard Grom gelegt und zugleich der Wunsch geäußert, daß trotz Nichtbestehens der “L.G.I.” immer Kameradschaft unter den Ledigen herrschen möge, bis eines Tages doch einmal die offizielle Vereinsgründung stattfinden könne.

Von einer direkten Vereinstätigkeit war vorläufig nicht viel zu spüren. Die Schwere der damaligen Nachkriegsjahre tat das Ihrige, daß eine solche nicht recht aufkommen konnte. Aber trotzdem ging in der Fasnacht 1947 nach einer Unterbrechung von 8 Jahren wieder das erste Theaterstück über die Bretter der Bühne. Die Vereinsleitung hatte keinen schlechten Griff getan, als Sie das Stück “Der Bettelheim” auswählte.

Dieses erst traurige Schauspiel welches fünf mal aufgeführt wurde, wurde von den Zuschauern mit viel Teilnahme verfolgt. Der Erfolg des Stückes war sehr gut.
Die Darsteller des Stückes waren: Burth Paul, Grom Anton,Henselmann Rösle, Schmidt Oswald, Scherer Bruno, Riester Thomas, Henselmann Stefan, Grom Mathilde, Grom Joseph, Schmidt Rainer, Scherer Hans, Fiederer Bernhard, Müller Anna .
Als Nachstücke erzielte das Lustspiel “Robert und Bertram” viel Heiterkeit und …….
Die Ledigen führten ab diesem Zeitpunkt wieder regelmäßig mit gutem Erfolg Theaterstücke auf.

Im Jahre 1949 nach einer Unterbrechung von 10 Jahren, sollte erstmals die Fasnacht richtig gefeiert werden. Die Not und das Leid des vergangenen Krieges, die Wirren der damaligen Nachkriegszeit und der von den älteren Generation oft vorgebrachte Vorwurf, in einer solch schweren Zeit sei ein solches Faschingstreiben nicht am Platze, stellten sich zuerst hindernd in den Weg.
Aber schließlich ließ sich dieser alte, schöne Brauch doch nicht mehr länger zurückhalten und unter lautem Jubel der Ledigen, fand am Fasnachtdienstag auf der “Heleneninsel” nahe des Königsplatzes das althergebrachte “Bräuteln” statt. Schon am Vortage waren die Bräutlinge von derLedigen Gesellschaft, die an diesem und am darauffolgenden Tage in ihrer eigenen Tracht ausrückte, eingeladenworden.


Das “Bräuteln” fand bei starkem Schneetreiben am Dienstag im Beisein vieler Dorfbewohner in seiner traditionellen Weise statt.

Die Bräutlinge waren: Beck Max , Bippus Max , Beller Richard , Fröhlich Stefan , Gauggel Wendelin , Kretzer Fritz ,Oswald Wendelin , Oswald Augustin , Priemer Erich , Käppeler Xaver , Reis Hugo , Schmidt Rainer , Schütz Ludwig , Scheffel Max

Wie immer wurde auch während dieser Fasnet Theater gespielt. Es waren die beiden Lustspiele “Zwoi Micka uff oin Schlag” und “D´r Vetter aus Amerika” die ebenfalls einen guten Erfolg erziehlten.
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So also war es zu der damaligen Zeit.

Auch heute führen wir natürlich das Bräuteln durch, nur die Theaterspielerei ist leider zum bedauern einiger Ledigen und wahrscheinlich auch Dorfbewohnern eingeschlafen. Aber wer weiß, vielleicht findet sich irgendwann jemand, der die Sache wieder in Angriff nimmt und diesen unseren Brauchtum des Theaterspielens wieder aufleben läßt.